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Termine

 ABGESAGT - Öffentliche Veranstaltungen am Volkstrauertag und Totensonntag 2020

Sonntag, 15.11.2020  11:30 - 12:00 Uhr

ABGESAGT - Öffentliche Veranstaltungen am Volkstrauertag und Totensonntag 2020

Veranstalter: Stadt Sachsenheim mit Unterstützung des VdK,

Bürger & Soziales

Die öffentlichen Gedenkfeiern am 15. November und 22. November 2020 müssen abgesagt werden. Kranzniederlegungen im stillen Gedenken an die Opfer werden ohne Beteiligung der Öffentlichkeit stattfinden. Eine gemeinsame Rede für alle Veranstaltungen kann nachgelesen werden.

 

Aufgrund der aktuellen Lage ist das Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt in diesem Jahr nur im Stillen möglich und die für Sonntag, den 15. November 2020 und Sonntag, den 22. November 2020, geplanten öffentlichen Gedenkveranstaltungen zum Volkstrauertag und Totensonntag werden in allen Stadtteilen abgesagt.

 

Derzeit gilt es, Kontakte so gut es geht zu reduzieren, um eine unkontrollierte Ausbreitung des Virus zu vermeiden. Daher hat sich die Stadtverwaltung in Absprache mit der Ortsvorsteherin, den Ortsvorstehern und dem Verband der Kriegsgeschädigten (VdK) im Interesse aller Teilnehmenden zu diesem Schritt entschlossen. Gemeinsam werden wir der Verstorbenen der Kriege und Gewaltherrschaft im Stillen gedenken und sie würdevoll mit einer Kranzniederlegung ohne öffentliche Beteiligung in allen Stadtteilen am Sonntag, den 15. November 2020 ehren.

  • Stadtteil Großsachsenheim, Ehrenmal auf dem Friedhof
  • Stadtteil Kleinsachsenheim, Ehrenmal auf dem Friedhof
  • Stadtteil Hohenhasalach, Aussegnungshalle
  • Stadtteil Ochsenbach, Aussegnungshalle
  • Stadtteil Spielberg, Aussegnungshalle
  • Stadtteil Häfnerhaslach, Ehrenmal auf dem Friedhof

Seit 1950 wird dieser zu den "Stillen Tagen" gehörende Gedenktag in Deutschland zwei Sonntage vor dem ersten Advent begangen. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge pflegt und erhält weltweit mehr als zwei Millionen Kriegsgräber deutscher Opfer der beiden Weltkriege. Diese Arbeit wird maßgeblich getragen vom Engagement der vielen Ehrenamtlichen sowie durch die finanzielle Unterstützung seiner Mitglieder und Förderer. 

Der staatliche Gedenktag soll an die vielen Kriegstoten und die Opfer von Gewalt und Gewaltherrschaft erinnern und findet in diesem Jahr zum 70. Mal statt.

 

 

Rede zum Volkstrauertag der Stadt Sachsenheim

 

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

 

wir gedenken heute am Volkstrauertag allen Menschen, die verstorben sind. Insbesondere aber auch jenen, die durch Gewalt, Krieg und Terror ihr Leben verloren haben. In diesem sehr besonderen Jahr gedenken wir auch der vielen Menschen, die weltweit durch die Corona-Pandemie ihr Leben lassen mussten.

 

Immer noch erscheint es uns teilweise surreal, was dieses Jahr geschieht. Sehr real hingegen sind die erheblichen Einschränkungen im persönlichen Bereich, die wir hinnehmen mussten und auch weiterhin müssen.

 

Diese Pandemie ist auch der Grund, warum wir uns heute nicht zum gemeinsamen Gedenken auf die Friedhöfe der Stadt begeben. Vielmehr legen wir – der Bürgermeister der Stadt Sachsenheim und die Ortsvorsteherin und Ortsvorsteher der Stadtteile – am Volkstrauertag Kränze zum ehrenvollen Gedenken an die Gedenkstätten. Die Rede zum Volkstrauertag haben Sie hier in schriftlicher Form vor sich.

 

Viele Menschen sorgen sich um ihre berufliche Zukunft, viele haben durch Corona ihre Firma oder ihren Arbeitsplatz verloren. Aber auch wer Arbeit hat, kann durch Kurzarbeit in finanzielle Schwierigkeiten geraten sein. Durch die stark eingeschränkten Freizeit- und Urlaubsmöglichkeiten haben sich zwischenzeitlich in vielen Familien Spannungen aufgebaut. Und die lange Zeit des Home –Schoolings, kombiniert mit Homeoffice und Kleinkinderbetreuung hat den Menschen viel abverlangt.

 

Immer wieder neue Regeln und Grundrechtseinschränkungen, das hat auch bei vielen das Demokratieverständnis stark beansprucht. Wir alle sind für den Schutz unserer Demokratie, den Schutz für unser Leben und das unserer Kinder verantwortlich - nicht allein die Politiker. Es ist nicht nur unser Recht, es ist auch die Pflicht von uns allen, für die Demokratie, die Freiheit und den Frieden einzustehen! Wie wertvoll diese Güter sind, hat man dort gesehen, wo sie fehlten, und sieht man dort, wo sie jetzt fehlen.   

 

Und deshalb sind wir heute hier zusammengekommen, um zu gedenken, uns zu erinnern und zu mahnen: "Nie wieder – nie wieder Krieg". 75 Jahre nach Kriegsende wollen wir uns gemeinsam an das Ende der Schreckensherrschaft erinnern.

 

Aber wir wollen uns auch an die Ereignisse vor 75 Jahren  in einem unserer Stadtteile, nämlich Kleinsachsenheim erinnern, die eine große Wunde in die Geschichte unserer Stadt gerissen haben. Diese tragische Geschichte steht stellvertretend für all die schlimmen Schicksale, die Menschen in unserer Stadt erlitten haben.

 

Ein paar Tage vor Ende des Zweiten Weltkrieges war die Kriegsfront immer noch in Bietigheim. Die Enz war der Frontverlauf, die deutsche Wehrmacht war auf dem Rückzug und der Krieg längst verloren. Das macht diese Tragödie noch sinnloser. Der Tod eines französischen Offiziers in der Nacht zum 12. April löste eine Vergeltungsaktion aus, die letztendlich vielen Menschen das Leben kostete.

Der französische Kommandant Petit ließ in Bietigheim alle Kinder und Männer zwischen 15 und 60 Jahren, die als wehrfähig galten, antreten. Die 350 Personen mussten sich um 9.15 Uhr in Dreierreihen in der Löchgauer Straße sammeln. Ein deutscher Artilleriebeobachter in Bietigheim meldete seiner Einheit diesen Marsch als feindliche „Truppenbewegung“, woraufhin die deutsche Artillerie vom Hohenasperg aus mit dem Beschuss begann. Gegen 14.00 Uhr schlugen die ersten Granaten ein, es gab Tote und Verletzte.

 

Otto, Norbert und Albert Wüst, drei, sieben und zehn Jahre alte Kinder sowie Werner Neuhardt, sechs Jahre und Hans Notter, sieben Jahre - diese fünf Buben starben beim Rossbrunnen. Auch Hedwig Schollenberger 30 Jahre, Fritz Hausmann 35 Jahre und Eugen Buch ebenfalls 35 Jahre alt, verloren ihr Leben.

 

Wir ehren diese Toten und erinnern uns ihrer stellvertretend für alle Toten.

Der Volkstrauertag ist ein Tag der Besinnung, der Trauer, aber auch der Wahrung von Erinnerungen und des Trostes.

 

 

Das Totengedenken:

Wir verneigen uns vor den Opfern in Trauer und Ehrfurcht und gedenken

der Opfer von Gewalt und Krieg, der Kinder, Frauen und Männer aller Völker,

der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.

Wir gedenken derer,

die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden oder deren Leben wegen einer Krankheit oder wegen einer Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde,

die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen die Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.

Wir trauern

um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung.

Wir gedenken heute auch derer,

die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache Opfer geworden sind.

Wir trauern

mit den Müttern und mit allen, die Leid tragen um die Toten.

 

Doch unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen dieser Welt.

 

Holger Albrich, Bürgermeister; Alfred Xander, Ortsvorsteher Hohenhaslach; Viola Lepp, Ortsvorsteherin Spielberg; Dieter Baum, Ortsvorsteher Ochsenbach; Valentin Stuber, Ortsvorsteher Häfnerhaslach.