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Aktuelles | Regina Weiß | 21.11.2023
Stämme von Obstbäumen im Winter weißeln
Praxistipp des Landratsamtes Ludwigsburg: Zum Wintereinbruch sind in den Streuobstwiesen und den Hausgärten immer häufiger „geweißelte“ Obstbäume anzutreffen. Was ist der Grund dafür?
An kalten, sonnigen Wintertagen sind die Stämme junger Obstbäume besonders vor dem Frost gefährdet. Ihre Rinde ist noch dunkel und sehr dünn, denn die schützende Borke baut sich erst im Laufe der Jahre auf. Über den Winter hindurch ist sie deshalb den starken Schwankungen zwischen der Tages- und Nachttemperatur ausgesetzt, besonders dann, wenn auch noch Schnee liegt, der die UV-Strahlung zusätzlich reflektiert. Die Temperatur auf der Südseite des Stammes ist wesentlich höher als die auf der Nordseite. Dadurch können Spannungsrisse entstehen, welche als Eintrittspforten für pilzliche oder bakterielle Schaderreger wie beispielsweise der Schwarze Rindenbrand (Diplodia), Bakterienbrand (Pseudomonas) etc. dienen.
Sonnenbrandschäden setzen Obstbaumstämmen zu!
Bedingt durch den Klimawandel treten im Sommer vermehrt Sonnenbrandschäden in Form von Sonnenplatten auf. Bereits bei Lufttemperaturen um die 30 bis 35° C kann sich die Temperatur im Stamm auf 45° C aufheizen. Ein zu starker Rückschnitt im Sommer fördert ebenfalls Sonnenbrandschäden in der Baumkrone, wenn diese durch die Belaubung nicht mehr ausreichend schattiert sind.
Um Frostrisse und Sonnenplatten zu verhindern, wird der Stamm von Jungbäumen mit einem Weißanstrich versehen. Optimalerweise erfolgt dies bereits bei der Pflanzung. Die weiße Farbe reflektiert das Sonnenlicht und verhindert die rasche Erwärmung des Stammes. So werden die Extremtemperaturen des Sommers und die Temperaturunterschiede des Winters im Rindengewebe abgemildert. Ein weiterer Vorteil der geweißelten Stämme ist, dass die noch feine Rinde für Nagetiere unattraktiv wird.
Die richtige Zeit für den Weißanstrich: Das gilt es zu beachten!
Der Weißanstrich sollte möglichst im November oder Dezember erfolgen. Ein späterer Zeitpunkt ist ebenfalls möglich. Wichtig dabei ist, dass er nur an frostfreien und sonnigen Tagen aufgetragen wird, damit die Farbe schneller trocknen kann. Grundsätzlich gilt, dass neben dem Stamm auch die Leitäste angestrichen werden sollten, damit die Baumkrone ebenfalls vor den jeweiligen Witterungseinflüssen geschützt ist.
Damit der Anstrich auch gut hält, sollte die Rinde unbedingt von losen Rindenstücken, Moos und Flechten vor dem Auftragen gereinigt werden. Geeignete Hilfsmittel hierfür sind ein Baumschaber oder eine Drahtbürste. Für den Anstrich sind im Fachhandel geeignete Produkte erhältlich. Eine Alternative dazu ist ein selbst hergestellter Anstrich aus Kalk und Tapetenkleister. Dieser ist jedoch nicht so witterungsbeständig und muss deshalb regelmäßig erneuert werden.
